Stimmchirugie

Neben der konservativen Behandlung aller Störungen der Stimme und des Kehlkopfes bei Sprech- und Singberufen liegt der besondere Schwerpunkt meiner Tätigkeit in der Stimmchirurgie (stimmverbessernde Operationen). Die Stimmchirurgie, auch Phonochirurgie genannt, ist eine spezielle Form der Mikrochirurgie am Kehlkopf, welche neben HNO-Ärzten insbesondere speziell hierfür ausgebildete Fachärzte für Phoniatrie und Pädaudiologie (Ärzte für Stimm-, Sprach- und kindliche Hörstörungen) durchführen. Dabei werden von mir, wenn möglich, schonende Eingriffe in Lokalanästhesie – also ohne Vollnarkose – bevorzugt. Falls nötig werden auch Operationen des Kehlkopfes und der Stimmbänder in Vollnarkose durchgeführt.

Folgende Eingriffe werden von mir durchgeführt:

  • direkte und indirekte Abtragung von Veränderungen an den Stimmlippen
  • endoskopische Phonochirurgie in Lokalanästhesie
  • operative Maßnahmen zur Verbesserung der Atmung unter Erhalt einer optimalen Stimmfunktion
  • endolaryngeale Injektion von Botulinumtoxin bei spasmodischer Dysphonie
  • rekonstruktive Phonochirurgie mit plastischen Operationen zur Defektdeckung und bei Fehlbildungen
  • Stimmrehabilitation nach Laryngektomie und Larynxteilresektion
  • Implantation von Stimmprothesen zur Wiedererlangung einer Stimmfunktion nach totaler Kehlkopfentfernung

Es gibt nur wenige Regionen im menschlichen Körper, in denen wie an den Stimmlippen organische Veränderungen im Millimeter- und Submillimeter-Bereich zu wesentlichen Störungen der Funktion führen. Eine Gesangsstimme kann durch eine weniger als einen Millimeter große Stimmlippenverdickung an sensibler Stelle (also am freien Rand der schwingenden Stimmlippe) in der Karriere gestört sein, und entsprechend kann ein operativer Eingriff, bei dem dies nicht berücksichtigt wird, eine Stimme unwiderruflich zerstören. Als Beispiel hierfür lässt sich ein Stimmlippenrandödem anführen, das man mit flexiblen Endoskopen wegen der geringen Auflösung gar nicht erkennt, welches bei einer Sopranistin jedoch dazu führen kann, dass diese die höchsten Töne nicht mehr erreicht. Je nach vorliegendem Befund gibt es zwei grundsätzlich verschiedene Operationsprinzipien: das Abtragen eines „Zuviel“ von Gewebe, das den Glottisschluss behindert, oder das „Medialisieren“ einer Stimmlippe, also das Hinzufügen von Substanz zur Verbesserung eines inkompletten Stimmlippenschlusses, beispielsweise bei Volumenmangel einer Stimmlippe oder bei einseitigem Stimmlippenstillstand. Das Glätten des Stimmlippenrandes und die Normalisierung der visko-elastischen Eigenschaften, die beim Schwingungsablauf sichtbar werden, sind das Ziel dieser Maßnahmen. Letztlich handelt es sich also um eine physikalische und biomechanische Modellierung. Die meisten phonochirurgischen Eingriffe werden mikrochirurgisch durchgeführt. Wenn die zu entfernende Veränderung nicht direkt an der Oberfläche, sondern in der Stimmlippe eingebettet liegt, wie beispielsweise eine Stimmlippenzyste, ist das Epithel an einer Stelle, die bei der Stimmlippenschwingung nicht wesentlich beteiligt ist, aufzuschneiden und die Verdickung unterhalb des Epithels herauszupräparieren. Dabei gilt es, das Epithel möglichst wenig zu traumatisieren und keine tieferen Schichten zu verletzen. Dies ist nur mit sehr feinen mikrochirurgischen Instrumenten und einer entsprechend ruhigen Hand des Operateurs möglich. Am häufigsten eingesetzte Operationsverfahren sind die so genannte direkte Technik in Narkose und die indirekte Technik in örtlicher Betäubung. Die Entscheidung, welche Technik zu bevorzugen ist, hängt wesentlich von der Art des Befundes ab. Eine dritte, in besonderen Fällen zu wählende Technik ist der Zugang zum Kehlkopf von außen. Die modernen Verfahren der Phonochirurgie ermöglichen in vielen Fällen eine weitgehende Verbesserung der Stimmfunktion. Der Paradigmenwechsel der letzten Jahre kann dahingehend zusammengefasst werden, dass nicht mehr pathologisch-morphologische „Befunde“ operiert werden, sondern biomechanische Funktionen optimiert werden. Mit den vielfältigen Operationstechniken und den neuentwickelten mikrochirurgischen Instrumenten können viele und auch nur minimal die Stimmfunktion beeinträchtigende Störungen behoben werden. Jedoch muss der Untersucher immer mit geschultem Ohr und Feingefühl die Gesamtsituation einschätzen, da jede Stimmveränderung die Gesamtpersönlichkeit beeinflussen, also auch identitätsverändernd wirken kann.